Alle Ausstellungen finden im Museum Gunzenhauser statt. Mehr Informationen zum Museum finden Sie auf den Seiten der Kunstsammlungen Chemnitz.
05.03.2023 – 02.07.2023
Lebenswege
Künstler:innen zwischen den Systemen
Künstlerische Lebenswege, ihre Kontinuitäten, Brüche und Widersprüche von der Weimarer Republik über die NS-Zeit bis zu den Anfängen von Bundesrepublik und DDR stehen im Fokus der Ausstellung. Ausgangspunkt sind Vertreter:innen der Neuen Sachlichkeit aus dem eigenen Sammlungsbestand mit Arbeiten von Rudolf Bergander, Otto Dix, Lea Grundig, Wilhelm Rudolph, Gustav Schaffer und Martha Schrag. Im Nationalsozialismus veränderten sich deren Lebens- und Arbeitsbedingungen radikal, wenn auch in völlig unterschiedlicher Art und Weise. Einige passten sich an, andere mussten ins Exil fliehen. Nach Kriegsende suchten sie nach künstlerischen Anknüpfungspunkten. Diesen Lebenswegen widmet sich die Schau erstmals aus einer systemübergreifenden Perspektive.
22.-23.03.2023
Symposium: European Realities
Realismusbewegungen der 1920er und 1930er Jahre in Europa
European Realities widmet sich mit Fokus auf die Malerei den vielfältigen europäischen Realismusbewegungen, die in den 1920er und 1930er Jahren nahezu überall in Europa sichtbar sind. European Realities erzählt dabei von Armut, Hunger und Elend, von der Modernisierung der Industrie, berichtet über den wirtschaftlichen Aufschwung und von kultureller Blüte, von wissenschaftlichem und technischem Fortschritt, von Großstadt und Nachtleben, Emanzipation und Diversität. Noch nie zuvor ist diese europäische Kunstepoche in einem solchen Umfang diskutiert worden. Neben den bekannten Strömungen in Italien, Frankreich, Deutschland und USA, welche die Zeit zwischen den beiden Weltkriegen prägen, widmet sich European Realities gerade auch Künstler: innen in nord-, ost- und südosteuropäischen Ländern, die in ihren Werken den Zeitgeist der 1920er und 1930er Jahre eindrucksvoll einfangen. Ein besonderer Fokus wird dabei auf die europäischen Verbreitungswege der realistischen Strömungen gelegt: die Zirkulation von Ideen und innereuropäische Künstler:innennetzwerke.
Für die Hinwendung zu einer realistischen Kunst sind die Erschütterungen durch den Ersten Weltkrieg entscheidend. Der Krieg traumatisiert Europa und vernichtet große Imperien. In der Kunst bannt man die Wirklichkeit in gegenwartsnahe und gegenstandsbetonte Bilder. Es tauchen realistische Strömungen auf, die sich bis in die 1930er Jahre halten, als sich die politische Situation infolge der Etablierung totalitärer Regime verschärft. Die europäischen Realismusbewegungen sind jedoch keine oberflächliche Reaktion auf den zeitgenössischen Geschmack. Vielmehr findet hier eine aus den Fugen geratene Welt ihren künstlerischen Ausdruck. Die politischen und gesellschaftlichen Antagonismen der Zwischenkriegszeit spiegeln sich in den künstlerischen Haltungen wider. Im Allgemeinen werden die Realismen dieser Zeit zwei verschiedenen Strömungen zugeordnet, dem sogenannten linken und rechten Flügel, den Veristen und Klassizisten. Die einen wenden sich einer kritisch realistischen Kunst zu, prangern mit objektiver Nüchternheit soziale Missstände an und registrieren als Seismografen der bestehenden Verhältnisse neben dem Glanz der Epoche auch ihre Schattenseiten. Die anderen hingegen hängen einer konservativen Malerei an, changierend zwischen Melancholie und Idylle, Zivilisationsmüdigkeit und Fortschrittspathos, äußern sie mit monumentaler Klassizität ein eher skeptisches und distanziertes Verhältnis zur modernen Welt. Gemeinsam ist den Bewegungen in Europa das Verlangen nach einer Rückkehr zu einer Kunst, die hinter der Abbildung von Wirklichkeit die existenziellen Ängste und die gefährdeten Ideale des 20. Jahrhunderts sichtbar macht.
Chemnitz wird 2025 Kulturhauptstadt Europas. In diesem Rahmen widmen wir uns European Realities – den europäischen Realismusbewegungen. Vom 22. bis 23. März 2023 findet ein internationales Symposium statt, mit dem wir die europäische Forschung zu den jeweiligen nationalen Realismusbewegungen in der bildenden Kunst zusammenbringen möchten.
Das Symposium wird in deutscher und englischer Sprache abgehalten.
Die Teilnahme am Symposium ist kostenfrei.
Um Anmeldung wird gebeten bis zum 17. März 2023 unter: gunzenhauser@stadt-chemnitz.de.
23.07.2023 – 15.10.2023
FAMED
Kapital
Mit dem Leipziger Künstlerduo FAMED (Sebastian M. Kretzschmar und Jan Thomaneck) widmet sich das Museum Gunzenhauser erneut junger Gegenwartskunst aus Sachsen. Mit ortsspezifischen Installationen und einer Auswahl an bestehenden Objekten wird FAMED nicht nur das Museum bespielen, sondern auch den städtischen Raum einbeziehen. Dabei setzen sich die in der DDR geborenen Künstler mit der spezifischen wirtschaftlichen und politischen Lage der Region und der damit verbundenen Frage nach einer (ost-)deutschen Identität auseinander. Für die Ausstellung entwickelt FAMED neue Werke, in denen der Kapitalismus die alles durchdringende Atmosphäre bildet. Als Symbol des sich scheinbar immer fortsetzenden neoliberalen Kreislaufes wird etwa Karl Marx’ Das Kapital zu einer Hüpfburg. Trauen Sie sich damit zu spielen?
12.11.2023 – 04.02.2024
»Das Kreative geht dem Unbekannten kühn entgegen.«
Willi Baumeister und sein Netzwerk
Das Museum Gunzenhauser widmet dem international angesehenen Künstler Willi Baumeister eine umfangreiche Ausstellung. Alfred Gunzenhauser begann früh sich für die Arbeiten Baumeisters zu interessieren und erwarb schon 1955 vom Künstler selbst das erste Werk seiner Baumeister-Sammlung. Heute besitzt das Museum Gunzenhauser den drittgrößten öffentlichen Sammlungsbestand an Gemälden von Willi Baumeister in Deutschland.
Die retrospektiv angelegte Ausstellung präsentiert nicht nur diesen Ausnahmekünstler und all seine Werkphasen, kunsttheoretischen und künstlerischen Haltungen, sondern zeigt ihn auch als einen Akteur, der Künstler, Theoretiker, Lehrer, Kritiker und Sammler in einer Person vereint. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Vernetzung des Künstlers, die nicht nur für die eigene Entwicklung von großer Bedeutung war, sondern auch für die Zirkulation und Rezeption von Ideen. Durch die Präsentation von Werken seiner Künstlerkolleg:innen und Schüler:innen macht die Ausstellung ein umfangreiches Netzwerk sichtbar. Die Theorien des Künstlers und ihren Einfluss auf andere werden visuell nachvollziehbar. Erstmals steht auch Baumeisters Wahrnehmung und Rezeption in der DDR im Fokus. Carlfriedrich Claus‘ Kunstsammlung, seine Bibliothek und Schriften zeugen etwa von der Bewunderung von und Auseinandersetzung mit Willi Baumeister.